Seit Anfang des Jahres 2014 können sich Tankstellenkunden schnell und einfach einen Überblick über die jeweils aktuellen Preise für Benzin und Diesel verschaffen.
Tankstellen in Deutschland melden minutenaktuelle Preise
Auf der Grundlage des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) wurde beim Bundeskartellamt eine Markttransparenzstelle für Kraftstoffe (MTS-K) eingerichtet. Auch im Frühjahr 2021 hat die MTS-K einen Jahresbericht mit den wesentlichen Auswertungen und Beobachtungen veröffentlicht.
Der MTS-K zufolge sind knapp 15.000 Tankstellen gesetzlich verpflichtet, ihre Preise für die Kraftstoffsorten Super (E5), Super E10 und Diesel zu melden. Vor jeder Preiserhöhung muss diese Meldung zusammen mit weiteren Informationen zur Tankstelle (Adresse, Öffnungszeiten, Geokoordinaten für Navigationsgeräte u. a.) an die Markttransparenzstelle erfolgen. Die gemeldeten Daten werden dabei automatisch in einer elektronischen Datenbank gespeichert und können jederzeit minutenaktuell abgerufen werden. Lediglich Tankstellen mit einem sehr geringen Umsatz können sich vom Meldeverfahren befreien lassen.
Schneller Preisvergleich mit App
Die Markttransparenzstelle selbst betreibt keinen eigenen Verbraucher-Informationsdienst. Deshalb macht sie diese Daten für Anbieter von Verbraucher-Informationsdiensten verfügbar. Über eine App oder direkt im Internet können die Verbraucherinnen und Verbraucher die aktuellen Informationen abfragen.
Tipp für den Preisvergleich: Nutzen Sie den Preisvergleich im Internet oder laden Sie ein von der Markttransparenzstelle zugelassenes Programm auf ihr Tablet, ihren PC oder Ihr Smartphone. Geeignete Apps sind für alle Softwareplattformen (Windows, Android, Apple iOS) verfügbar. Nähere Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeskartellamts.
Preisniveau für Kraftstoffe seit Jahresbeginn 2021 gestiegen
Nach der Wiederanhebung der Mehrwertsteuer und der Einführung der CO2-Abgabe zum Jahreswechsel 2020/2021 sind die Abgabepreise für Benzin und Diesel an den Tankstellen stark gestiegen. Ab 2021 erhebt der Gesetzgeber die CO2-Steuer nicht nur auf fossile Brenn- und Kraftstoffe wie Benzin und Diesel, sondern auch auf Flugbenzin, Heizöl, Erdgas und Flüssiggas. Ab 2023 kommen weitere vom CO2-Preis betroffene Kraftstoffe dazu, wie Biogas und Biodiesel.
Hersteller und Händler von Kraftstoffen für Tankstellen müssen seit dem 1. Januar 2021 beim Umweltbundesamt entsprechende Emissionsrechte in Gestalt von Zertifikaten (Emissionszertifikate) kaufen, um die CO2-Steuer begleichen zu können. Dies ergibt sich aus dem Brennstoffemissionshandelsgesetz, das im November 2019 als Element des Klimaschutzprogramms 2030 der Bundesregierung erlassen wurde. 25 Euro/Tonne zahlen die Unternehmen im Jahr 2021 für den Ausstoß von Kohlendioxid, den der Verbrauch der von ihnen in den Verkehr gebrachten fossilen Brennstoffe verursacht. Die Mehrbelastung wird jedoch komplett vom Produzenten über die Zwischenhändler an die Konsumenten weitergegeben.
Im Januar und Februar 2021 setzte sich der Preisanstieg für fossile Kraftstoffe weiter fort, ähnlich dem gleichzeitig beobachteten Anstieg des Rohölpreises. Während E5 und E10 am Jahresanfang noch annähernd gleich bepreist waren, erhöhte sich der Preisabstand im Laufe des Jahres sukzessive auf schließlich ca. 5 Cent/Liter. Diese Entwicklung zeigte sich in zeitlicher Nähe bei allen größeren Marken. Hier besteht nach der Auswertung der MTS-K die Möglichkeit, dass die Mineralölgesellschaften stärkere Anreize zum Kauf von E10 anstatt E5 setzen möchten, um die Vorgaben der Treibhausgasminderungsquote zu erfüllen.
Starke tageszeitliche Schwankungen der Kraftstoffpreise
Die Kraftstoffpreise unterscheiden sich je nach Tageszeit und Tankstelle ganz erheblich. An ein und derselben Tankstelle gibt es im Schnitt Preisunterschiede von ca. 12 Cent/Liter am Tag. In Stadtgebieten ist die Bandbreite der beobachteten Preise noch deutlich größer. Zwischen Stadt und Land sind die Preisunterschiede eher gering. Auf dem Land zeigen Tankstellen aber oft geringere Preisunterschiede im Tagesverlauf als in der Stadt. Es bestehen auch deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Landkreisen. An Autohöfen liegen die Preise oft etwas höher und beim Tanken an einer Autobahntankstelle muss im Vergleich zu Tankstellen in Ortschaften mit erheblich höheren Preisen gerechnet werden.
Muster für die Preisfestsetzung an Tankstellen im Tagesverlauf
Nicht alle Tankstellen folgen demselben Muster bei der Preisfestsetzung im Tagesverlauf. Übergreifend ist dennoch nach den Auswertungen der Markttransparenzstelle ein grobes Muster erkennbar:
- Wie in den Vorjahren sind morgens (ca. 5-8 Uhr) die Preise durchschnittlich deutlich höher als abends (ca. 18-22 Uhr).
- Im Unterschied zu den Vorjahren gab es 2020 zusätzlich auch abends eine merkliche Preiserhöhung bei verschiedenen Marken, die 2019 noch nicht so deutlich ausgeprägt war.
- Die Preise im Tagesablauf schwanken auch immer häufiger hin und her, aber nicht mehr so stark wie zuletzt. Inzwischen geht es pro Tag im Schnitt sieben mal nach oben und sechs mal nach unten.
- Insgesamt sind die Preise bis etwa 5.00 Uhr morgens stabil, bevor sie bis zum Tageshöchstwert um etwa 7.00 Uhr steigen. Am Vormittag geht es dann in einer sinkenden Wellenbewegung in Richtung Abend. Kurz vor 19.00 Uhr ist dann meist der Tagestiefstwert erreicht, der gut 3 Cent unter dem Durchschnitt liegt. Danach geht es noch einmal knapp 2 Cent nach oben - und wieder nach unten, bevor der Spritpreis ab 22.00 Uhr wieder klettert.
Die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe stellt in ihren Jahresberichten dazu fest:
- Es werden im Schnitt sehr häufig mehrere Preisänderungen an einem Tag an einer Tankstelle durchgeführt. Preiserhöhungen insbesondere in den Abendstunden stehen bei den führenden Anbietern Aral, Shell, Esso, Total und Jet in einem engen zeitlichen Zusammenhang.
- Die Preise folgen im Durchschnitt während eines Tages einem prägnanten Muster, das sich für jeden Wochentag gleichermaßen wiederholt: Insgesamt sind die Nacht und der frühe Morgen die relativ teuersten, der spätere Abend der relativ günstigste Tankzeitpunkt.
- Es bestehen an jedem Wochentag etwa die gleichen Möglichkeiten, günstig zu tanken. Für Stuttgart zeigt sich bisweilen montags ein vergleichsweise niedriger durchschnittlicher Tagesniedrigstpreis. Auch ist vereinzelt das durchschnittliche Preisniveau an Wochenenden geringfügig höher als wochentags. Der Niveauunterschied bewegt sich nach den Beobachtungen der Transparenzstelle allerdings lediglich in einem Bereich von ein bis zwei Eurocent/Liter.
- Im Durchschnitt variieren Tankstellen ihre Preise im Laufe eines Tages um ca. 12 Cent/Liter. Die Preisänderungen folgen in der Regel einem sich zwar wiederholenden, aber komplexen Tagesmuster mit zahlreichen Preisspitzen und Preistälern. Dies kann bei Verbraucherinnen und Verbrauchern zu Verunsicherung über den geeigneten Tankzeitpunkt führen.
- Neben Tankstellen mit hoher Preisfluktuation gibt es jedoch auch solche, die eine deutlich geringere Bandbreite an Preisen innerhalb eines Tages aufweisen. Dazu gehören oft Autobahn-Tankstellen, an denen die Preise jedoch im Durchschnitt deutlich höher liegen und die aus Verbrauchersicht daher meist nicht zu empfehlen sind. Dort sind im bundesweiten Durchschnitt vergleichsweise hohe Preise in der Nacht und weniger Veränderungen im Tagesverlauf erkennbar.
Tipp: Günstiges Tanken planen! Es kann sinnvoll sein, sich mit den Preissetzungsgewohnheiten der Tankstellen der Umgebung vertraut zu machen. Zusätzlich sollten vor dem Besuch der Tankstelle per APP oder Internet die aktuellen Kraftstoffpreise abgefragt werden. Durch entsprechende Voreinstellungen können dabei alle Tankstellen innerhalb eines vorgegebenen Radius angezeigt und gut verglichen werden. Die meisten Apps geben dabei auch noch eine Prognose zur weiteren Preisentwicklung an, wie z. B. „Preise steigen, jetzt tanken!“, „Preise sinken, tanken Sie zwischen 17 Uhr und 18 Uhr!“. Hinsichtlich des Preisgefüges der Tankstellen einer bestimmten Umgebung gilt in vielen Fällen, dass Tankstellen, die zu einem Zeitpunkt im Quervergleich günstig sind, dies mit großer Wahrscheinlichkeit auch am Folgetag sind. Entsprechendes gilt für Tankstellen, die an einem Tag im Quervergleich teuer sind. Neuerdings bieten einzelne Anbieter Apps zum Preisvergleich an, die in Kooperation mit bestimmten Tankstellen Vergünstigungen gewähren, wenn beim Bezahlen ein Barcode aufs Mobiltelefon heruntergeladen und vor dem Bezahlen an der Kasse präsentiert wird.
Rechtsgrundlagen
Grundlage für die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe ist das im Dezember 2012 in Kraft getretene Gesetz zur Einrichtung einer Markttransparenzstelle für den Großhandel mit Strom und Gas sowie die Verordnung zur Markttransparenzstelle für Kraftstoffe mit näheren Bestimmungen, welche am 29. März 2013 in Kraft getreten ist.
- Rechtsverordnung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zur Markttransparenzstelle für Kraftstoffe (MTS-K-VO)
- Allgemeinverfügung vom 29. Juli 2013
- Ergänzungsverfügung vom 2. Oktober 2013
Die Markttransparenzstelle ist wie folgt zu erreichen:
Markttransparenzstelle für Kraftstoffe beim Bundeskartellamt
Kaiser-Friedrich-Str. 16, 53113 Bonn
Tel.: 0228 9499-525
Fax: 0228 9499-403
E-Mail: mts-kraftstoffe@bundeskartellamt.bund.de
Internet: www.bundeskartellamt.de
Weitere Informationen
Information und Hilfestellung zu einem geeigneten Programm (APP) für den aktuellen und individuellen Preisvergleich bei Kraftstoffen gibt es auch hier:
Teltarif.de: Übersicht Benzinpreis-Apps
Bundeskartellamt, Markttransparenzstelle für Verbraucher
Die Jahresberichte der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe (MTS-K) werden auf der Homepage des Bundeskartellamts veröffentlicht